- Feb 23 2021
[I] Im letzten Beitrag habe ich berichtet, dass ich mich gerade auf einen Job beworben habe, bei dem ich gesellschaftlich sinnvolle Arbeit machen kann. Und good News: Ich habe den Job!
Das freut mich natürlich sehr. Ich habe in den letzten Tagen viel nachgedacht über politisches Engagement und wie sehr mich dieses Gefühl, dass all die Anstrengung nichts nützen würde demotiviert hat. Und dabei ist mir klar geworden, dass die Mühe nicht vergebens ist.
Ich habe zwei Dinge realisiert:
1. Aktivismus und Politik sind nicht dafür da, meine persönliche Heldengeschichte zu schreiben, sondern um Dinge zu ändern.
2. Die Gesellschaft ist komplex und besteht aus sehr vielen Menschen, aus sehr vielen Kulturen und mit sehr unterschiedlichen Lebensläufen und Erfahrungen. Das bringt mit sich, dass gesellschaftlicher Wandel lange braucht und nicht immer so verläuft wie man sich das wünscht. Man benötigt einen langen Atem.
Darauf bin ich gekommen, weil ich die letzten Jahre reflektiert habe. Ich habe meine aktivistische Tätigkeit irgendwann mit 17 oder 18 begonnen. Zu der Zeit habe ich noch in der Kleinstadt gelebt, in der ich aufgewachsen bin und habe an realen Aktionen eigentlich noch nichts gemacht. Das heißt ich habe vor allem Informationen konsumiert, aber ich habe mein Verhalten noch nicht verändert oder mich an Protesten oder ähnlichem beteiligt. Zu der Zeit habe ich zum einen häufig den „Amnesty Journal“ gelesen und ich bin Mitglied der Piratenpartei geworden. Das ging ein paar Jahre so weiter. Ich habe mir so langsam eine Meinung gebildet und die in Alltagsgesprächen vertreten.
Wirklich aktiv bin ich erst ungefähr 2013/2014 geworden. Halten wir an der Stelle mal 2 Dinge fest. Das heißt der Prozess von „Ich fange überhaupt an mich mit etwas zu befassen“ zu „Ich werde aktiv“ hat ungefähr 5 Jahre gedauert. Und die zweite Sache ist: Dafür brauchte es ein großes, einschneidendes Ereignis. Und in dem Fall war es Snowden. Ich habe schon im Voraus häufig auf Wikileaks gelesen, mich irgendwie im Chaos Computer Club Umfeld bewegt und war auch durch die Piraten auf Internet und Telekommunikationsthemen sensiblisiert, aber die Snowden Affäre hat mich sehr radikalisiert. Und radikalisiert meine ich im Wortsinn. Das Wort radikal kommt vom lateinischen radix, was Wurzel bedeutet. Das heißt, ich habe jetzt nicht angefangen über extreme Methoden nachzudenken, aber ich habe für mich erkannt, dass das Recht auf Privatsphäre und der Schutz des Individuums vor dem Staat und vor Unternehmen etwas sehr grundlegendes ist, das man auch sehr grundlegend angehen muss.
Das war der initiale Punkt ab dem ich angefangen habe mein Verhalten konsequent zu ändern. Ich habe mein Facebook Konto gelöscht, angefangen meine Mails selber zu hosten, meinen Schriftverkehr zu verschlüsseln, meine Platten immer zu verschlüsseln und mich möglichst anonym im Netz zu bewegen. Und das war zu diesem Zeitpunkt zwar schon technisch deutlich leichter als 10 Jahre zuvor, aber in der Gesellschaft war das ganze noch gar nicht angekommen. Und diesen Punkt sollte man im Hinterkopf behalten.
Ich habe dann immer mehr angefangen mich mit Themen rund um Computer, dem Internet und der damit einhergehenden Politik zu befassen um selber Vorträge zu halten und Leuten bei technischen Fragen zum Thema Verschlüsselung und Anonymität zu helfen. Und es wäre gelogen zu behaupten, dass mir das nicht gefallen hat. Ich fand es gut. Es hat sich gut angefühlt vermeintlich wissend zu sein. Es hat sich gut angefühlt anderen Leuten zu helfen und es hat sich sehr gut angefühlt der „Hackerman“ zu sein, der in goldener Rüstung kommt und die anderen vor bösen, riesigen Gegnern wie der NSA oder Facebook beschützt.
Und natürlich ist das ein irrer Film. Niemand der psychisch einigermaßen gesund ist, kann das ewig glauben. Und ich konnte dieses Gefühl nicht mal psychisch krank ewig aufrecht erhalten. Mittlerweile war 2018 und ich hatte bereits einiges an aktivistischer Arbeit geleistet und war so tief in der Materie, das ich in der Lage war Nuancen zu erkennen und zu begreifen, dass das Ausmaß der Probleme auf der Welt größer und komplexer ist, als ich vor knapp 10 Jahren beim Konsum relativ populistischer Infomaterialien vermutet hatte. Und das hat mich traurig gemacht. Ich habe meine persönliche Mühe ins Verhältnis zum gesellschaftlichen Outcome gestellt und fühlte mich desillusioniert. Denn Überraschung: Ich hatte die Welt nicht gerettet. Ich hatte real einer Hand voll Leute geholfen und einen kleinen Beitrag zu einer großen Sache geleistet. Das fand mein Ego nicht cool. Diese Erkenntnis, gepaart mit meinen überhand nehmenden psychischen und privaten Problemen haben mich ziemlich verbittern lassen und so habe ich mich in den letzten 2 Jahren nicht wirklich mit Politik befasst. Klar, ich habe mich hier und da mal geäußert aber Aktivismus sieht anders aus. Und um ehrlich zu sein, dachte ich auch dass das so bleiben würde.
Aber als sich unverhofft die Möglichkeit aufgetan hat sich an einem gesellschaftlich sinnvollen Projekt zu beteiligen, habe ich gespürt wie die Flamme des Enthusiasmus und dieses Gefühl, dass mein Beitrag zählt wieder aufgeflammt sind. Nur ganz klein, nicht überschwänglich, aber sie war da. Und es ist die Realität, dass mein Beitrag zählt. Und euer Beitrag zählt. Heißt das, dass man die Welt alleine rettet? Nein, definitiv nicht. Wahrscheinlich trägt man nicht mal einen großen Beitrag zu bei aber das macht das Ergebnis nicht weniger wertvoll. Der Snowden Sommer ist mittlerweile knapp 8 Jahre her und ich erwähnte, dass damals kein allgemeines Bewusstsein für Datenschutz da war. Und das stimmt, aber ist das heute noch so? Wenn ich heute Signal öffne habe ich plötzlich fast Hundert Kontakte. Früher war es keiner. Wirklich nicht ein einziger. Whatsapp ist immer noch scheiße, aber mittlerweile Ende zu Ende verschlüsselt, es gibt eine DSGVO, Vor Cookies muss gewarnt werden und Leute fragen mich plötzlich zuerst nach IT Security und nicht mehr nach Leistung, Netzpolitik ist plötzlich in allen Parteien angekommen und gegen Gesetzesentwürfe wie z.B. Artikel 17 sind Tausende Leute auf die Straße gegangen. Es gibt immer noch viele Probleme, vor allem viele neue und vor allem war es nicht der Beitrag eines einzelnen, der all das möglich gemacht hat, aber wir, die politisch aktiven Menschen als Ganzes, wir haben das erreicht. Und das ist echt großartig.
- Feb 19 2021
[I] Ich schreibe hier in letzter Zeit sehr selten und ich habe auch jetzt nicht besonders viel zu sagen. Ich möchte nur gerne den Tag festhalten an dem ich sowas wie Motivation wiedergefunden habe.
Ich habe seit einigen Monaten den Eindruck, dass mein Leben komplett sinnlos ist. Und das sage ich nicht nur als der Depressive der ich bin, sondern auch ganz rational. Ich habe das letzte halbe Jahr nicht gearbeitet und auch das gesamte Jahr davor war ich zwar rechtlich angestellt, aber habe auch bereits nichts sinnvolles mehr getan, und das Jahr davor habe ich versucht mich zusammen zu reißen, aber konnte keinerlei Antrieb finden mich um sinnvolle Aufgaben zu bemühen. Ich fand einfach alles scheiße und sinnlos, weil all die Anstrengungen, die ich (und natürlich auch sehr sehr viele andere Menschen) in Aktivismus gesteckt haben, scheinbar nichts gebracht haben. Das hat mich desillusioniert und irgendwie verbittert. Ich habe nur noch verhärtete Fronten gesehen und keinen Anlass mich am politischen Geschehen zu beteiligen.
Ich habe auch jetzt natürlich noch große Kritikpunkte und auch all die psychischen Probleme verfliegen ja nicht einfach mit der Zeit, aber ich hatte vorhin eine Probearbeit bei einer Firma, die sich für eine grüne, digitalisierte Stadt einsetzt und wirklich all die Dinge, die ich immer tun wollte, umsetzt. Die Aussicht für gesellschaftlich sinnvolle Arbeit bezahlt zu werden, hat mich mehr motiviert als alle Heldenfantasien, die mich irgendwann mal in meinem Kopf zusammengesponnen habe. Bei dieser Arbeit kann ich vielleicht nicht die Welt ändern, aber ich kann meinen Beitrag für eine ganze Stadt leisten. Das finde ich sehr motivierend.
- Jul 24 2020
[I] Falls Ihr auch Probleme habt, Eure Ernährung in gesunden Bahnen zu regulieren, empfehle ich die App „Was ich esse“ vom Bundeszentrum für Ernährung.
Die App setzt auf die Ernährungspyramide. Ein sehr klassischer und gesunder Ansatz.
Screenshot1
Screenshot2
- Jul 21 2020
[I] Ok, ich bin etwas enttäuscht.
Ich habe bestellt:
- Sodastreamflaschen (Neu)
- Eine neue Tastatur mit Backlight
Ich habe bekommen:
- Sodastreamflaschen (Offensichtlich benutzt)
- Eine neue Tastatur ohne Backlight
- Feb 05 2020
[I] Ich habe gerade comicbookplus.com entdeckt. Das ist wirklich mega cool. Da kann man Public Domain Comics lesen. Das ist für einen Comicfan wie mich schon nice. Vor allem weil es da wirklich alten Kram gibt. Hier z.B. little nemo aus dem Jahr 1905. Das finde ich super beeindruckend, weil der Comic seiner Zeit meilen weit voraus erscheint.
Falls Ihr coole Comics oder coole Websites zum Thema kennt: Lasst es mich wissen!